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Heimkino-Innovation: China belebt den Projektormarkt

Heimkino-Innovation: China belebt den Projektormarkt

Schon Napoleon Bonaparte soll gewarnt haben: „Lasst China schlafen, denn wenn es erwacht, wird es die Welt erschüttern.“ In der Welt der Heimkinoprojektoren ist dieses Erwachen längst Realität geworden.

Über viele Jahre galten chinesische Hersteller als Nischenanbieter – ihre Produkte waren meist günstige LED-Beamer, klobig im Design, technisch eingeschränkt und oft mit zweifelhaftem Marketing verbunden. Doch dieses Bild hat sich seit Beginn der 2020er Jahre grundlegend gewandelt.

Besonders im Bereich der Ultra-Kurzdistanz-Projektion (UST) sowie bei sogenannten „Lifestyle-Projektoren“, die speziell für den Einsatz im Wohnzimmer entwickelt wurden, haben Hersteller wie Formovie, XGIMI, Dangbei, Xiaomi, Hisense oder Valerion einen bemerkenswerten Wandel vollzogen. Statt Einsteigerlösungen dominieren heute moderne Geräte mit klarer Designsprache, ausgereifter Technik und benutzerfreundlicher Software. Viele Modelle bieten Funktionen, die vor wenigen Jahren noch ausschließlich etablierten Marken wie Sony, BenQ oder Epson vorbehalten waren: hochauflösende Bildverarbeitung, moderne Laserlichtquellen, smarte Betriebssysteme mit Streaming-Integration, innovative Aufstelllösungen sowie eine deutlich verbesserte Audioqualität. Damit sind die chinesischen Anbieter nicht mehr nur günstige Alternativen, sondern entwickeln sich zunehmend zu ernsthaften Konkurrenten im Premiumsegment.

Hohe Leuchtkraft, Laserlicht und smarte Plattformen

Die neuen chinesischen Projektoren setzen konsequent auf moderne Lichtquellen und intelligente Betriebssysteme. Viele Modelle arbeiten mit ALPD-4.0-Dreifachlaser­modulen, RGB-Laserlichtquellen oder hybriden Laser-Phosphor-Systemen. Das Ergebnis sind hohe Helligkeitsreserven, große Farbräume und eine authentische 4K-Wiedergabe.

So liefert der Formovie Theater Premium beispielsweise rund 2200 ANSI-Lumen (ISO-zertifiziert), deckt über 107 % des BT.2020-Farbraums ab und unterstützt Dolby Vision sowie HDR10+. Ergänzt wird dies durch Google TV, integriertes Netflix und einen speziellen Low-Lag-Modus für Gamer. Der Hisense PX3-Pro, ausgestattet mit einer reinen RGB-Laserlichtquelle, geht noch einen Schritt weiter: Er deckt bis zu 154 % des DCI-P3-Farbraums ab, bietet einen hohen nativen Kontrast und unterstützt neben Dolby Vision auch IMAX Enhanced. Damit zählt er aktuell zu den leistungsstärksten Laser-TVs für Heimkinos im Premiumsegment.

Auch der Valerion VisionMaster Max, ein jüngerer Vertreter dieser neuen Generation, setzt auf eine RGB-Laserprojektion und kombiniert hohe Helligkeit mit einem nativen Kontrast von 4000:1. Mit seinem eleganten Design und einem dynamischen Kontrast von bis zu 15.000:1 richtet er sich sowohl an klassische Heimkinos als auch an anspruchsvolle Wohnzimmer-Installationen. Neben diesen Flaggschiffen positionieren sich Marken wie XGIMI und Dangbei mit starken Alternativen. XGIMI nutzt in seiner Dual-Light-2.0-Technologie ein Triple-Laser-System, das Farben besonders präzise darstellt. Kompakte Lifestyle-Geräte wie der Dangbei DBOX überzeugen dagegen mit hoher Farbraumabdeckung und wohnzimmertauglichem Design.

Dabei handelt es sich längst nicht mehr um einfache Massenware – die Geräte sind technisch durchdacht. Verbesserungen wie reduzierte Laserspeckles, optimierte Kontraste, leisere Lüfter oder robuste Gehäuse zeigen den qualitativen Sprung deutlich.

Darüber hinaus integrieren viele Modelle Features, die früher nur High-End-Produkten vorbehalten waren: Ambilight-ähnliche Lichteffekte, hochwertige Soundsysteme – teils in Zusammenarbeit mit Marken wie Bowers & Wilkins – sowie fortschrittliche Softwarefunktionen. Dazu zählen 3D-Wiedergabe, KI-gestützte automatische Bildkorrektur oder sogar RF-Synchronisation, mit der mehrere Projektoren für besonders große Bildflächen gekoppelt werden können.

Kurzum: Die Zeiten der schwachen No-Name-Beamer sind vorbei. Chinesische Hersteller definieren den Standard neu und machen Technologien erschwinglich, die noch vor wenigen Jahren den Premiumklassen vorbehalten waren.

Kerntechnologien: Eigene Optik und neue Bildverfahren

Noch interessanter als die fertigen Geräte ist, dass China zunehmend bei den grundlegenden Projektionstechnologien eigene Wege beschreitet. Lange Zeit dominierten optische Engines aus Japan (3LCD von Epson) und den USA (DLP-Chips von Texas Instruments). Mit der Vorstellung des ersten 4K-MicroLED-Projektionschips auf der SID 2025 durch das Unternehmen Light Chip kündigt sich jedoch ein echter Umbruch an.

Der neue Chip kombiniert Lichtquelle und Modulator in einer Einheit: drei selbstleuchtende MicroLED-Panels mit jeweils 3840×2160 Pixeln, aufgebaut auf einem 12-Zoll-CMOS-Wafer. Diese Bauweise macht klassische, voluminöse Lichtmodule überflüssig und eröffnet neue Möglichkeiten für kompaktere, effizientere und hochauflösende Projektionssysteme. Der auf der Messe vorgestellte Prototyp gilt als erster voll integrierter 4K-MicroLED-Projektor weltweit – eine Entwicklung, die perspektivisch nicht nur Heimkinos, sondern auch Bereiche wie Head-Up-Displays oder AR/VR-Anwendungen verändern könnte.

Parallel dazu treiben chinesische Unternehmen die Forschung an LCoS-Technologien (Liquid Crystal on Silicon) voran. Light Chip präsentierte bereits Prototypen mit 2K-, 4K- und sogar 8K-Auflösung, während andere Hersteller wie HiSilicon an eigenen LCoS-Chips arbeiten. Ziel ist es, die Abhängigkeit von importierten Lösungen zu reduzieren und gleichzeitig Alternativen zu den etablierten Plattformen zu schaffen. Auch im Bereich der DLP-Technik geht man eigene Wege. Viele Laser-TV-Hersteller setzen zwar weiterhin auf Chips von Texas Instruments, kombinieren diese jedoch mit eigenentwickelten Laser-Lichtquellen und extrem kurzen Projektionsverhältnissen von 0,23:1 oder weniger. Auf diese Weise entstehen maßgeschneiderte Lösungen, die besser auf die Bedürfnisse von Laser-TVs zugeschnitten sind als klassische Standardmodule.

Das übergeordnete Ziel ist klar: China will nicht mehr nur Displays und Projektoren bauen, sondern komplette optische Systeme entwickeln und die technologische Grundlage selbst kontrollieren. Mit MicroLED, LCoS und eigenen Lichtmodul-Architekturen positioniert sich die Industrie unabhängig von westlichen Zulieferern und legt gleichzeitig den Grundstein für die nächste Generation der Projektionstechnologie.

Chinesische Standards: HDR Vivid und Audio Vivid

China begnügt sich längst nicht mehr damit, nur bei der Hardware vorne mitzuspielen – auch bei den Bild- und Tonstandards setzen die Hersteller eigene Akzente. Während bisher Formate wie HDR10+, Dolby Vision oder Dolby Atmos den Markt dominierten, wurde 2020 mit der Gründung der China Ultra HD Video Industry Alliance (CUVA) beziehungsweise der UHD World Association (UWA) ein alternativer Weg eingeschlagen. Mit an Bord sind Schwergewichte wie Huawei, Hisense, Xiaomi, TCL, BOE, iQIYI oder Tencent. Ziel dieser Allianz ist es, eine komplette, eigenständige Infrastruktur von der Codierung bis zur Darstellung aufzubauen – unabhängig von westlichen Lizenzgebern.

Das sichtbarste Ergebnis ist HDR Vivid, ein dynamisches HDR-Format, das wie Dolby Vision mit szenen- und bildgenauen Metadaten arbeitet. Der entscheidende Unterschied: HDR Vivid passt sich aktiv an die jeweilige Umgebungshelligkeit an und ist lizenzfrei. Damit entfällt die Notwendigkeit, teure Rechte zu erwerben, was eine schnelle und breite Verbreitung ermöglicht. In China ist das Format bereits fest etabliert: Streaming-Plattformen wie Tencent Video oder iQIYI liefern Inhalte in HDR Vivid, und aktuelle Projektoren sowie Fernseher von Herstellern wie Hisense, TCL oder Formovie unterstützen es standardmäßig.

Passend dazu wurde mit Audio Vivid ein eigenes, objektbasiertes 3D-Audioformat entwickelt. Es funktioniert nach dem gleichen Grundprinzip wie Dolby Atmos, bietet jedoch mehr Offenheit und ebenfalls den Vorteil völliger Lizenzfreiheit. Tonobjekte und Soundbetten werden mit erweiterten Metadaten übertragen und können auf kompatiblen Geräten – von Soundbars bis zu Projektoren – dynamisch wiedergegeben werden. Damit entsteht eine immersive Klangbühne, die direkt mit HDR Vivid und dem chinesischen AVS3-Codec verzahnt ist.

Die Idee ist klar: Hardware, Software und Inhalte sollen nahtlos ineinandergreifen – und zwar auf Basis eigener Standards, die den gesamten Wertschöpfungsprozess im Land halten. Erste Tests in großen Kinos und hunderten urbanen Vorführzentren zeigen, dass dieses Konzept nicht nur im Labor funktioniert. Beobachter sehen darin das Potenzial, dass HDR Vivid und Audio Vivid mittelfristig auch über China hinaus eine Rolle spielen könnten – ähnlich wie es einst bei Technologien wie Bluetooth oder H.264 der Fall war.

Neue Helligkeitsnorm: CVIA-Lumen

Ein besonders anschauliches Beispiel für Chinas technologische Eigenständigkeit ist der Standard CVIA-Lumen. Entwickelt von der China Video Industry Association, soll er die bislang gängigen Messmethoden wie ANSI-Lumen realistischer ergänzen. Denn während ANSI traditionell nur unter Laborbedingungen im Dunkelraum mit festgelegter Farbtemperatur misst, orientiert sich CVIA stärker an der Praxis im Wohnzimmer.

Gemessen wird über neun Punkte auf der Projektionsfläche, zusätzlich fließen Faktoren wie Farbtemperatur und Lichtverhältnisse der Umgebung in die Bewertung ein. Dadurch spiegeln die ausgewiesenen Werte die tatsächliche Bildhelligkeit deutlich besser wider. Ein Projektor mit 2300 CVIA-Lumen erreicht in unabhängigen Tests meist 2100 bis 2400 ANSI-Lumen – und liegt damit wesentlich näher an der Realität, als es die früher üblichen Fantasiewerte wie „4000 LED-Lumen“ je waren.

Mehr als zehn namhafte Hersteller, darunter Dangbei und Fengmi/Xiaomi, haben den Standard bereits übernommen. Für Verbraucher bedeutet das vor allem eines: Transparenz und Vergleichbarkeit. Wer heute ein Gerät mit CVIA-Zertifizierung kauft, kann davon ausgehen, dass die angegebenen Werte nicht nur Marketing sind, sondern der Bildqualität entsprechen, die im Alltag tatsächlich erlebbar ist.

Fazit und Ausblick: Eine neue Ära der Projektion

Der Projektormarkt hat sich in den vergangenen Jahren so stark gewandelt wie kaum eine andere Unterhaltungselektronik-Sparte. Was einst als Nischenprodukt für Enthusiasten galt, ist dank neuer Technologien und mutiger Hersteller zu einem der spannendsten Segmente überhaupt geworden. Besonders die chinesischen Marken haben dabei eine Schlüsselrolle übernommen.

Aktuell erleben wir mit Geräten wie dem Formovie Theater Premium, dem Hisense PX3-Pro oder dem Valerion VisionMaster Max bereits Projektoren, die sich nicht nur auf Augenhöhe mit westlichen Marken bewegen, sondern diese in vielen Bereichen übertreffen. Triple-RGB-Laserlichtquellen, native Dolby-Vision-Unterstützung, hohe Kontrastwerte und smarte Plattformen mit Netflix-Integration sind heute keine Seltenheit mehr – sie sind in der Praxis verfügbar und erschwinglicher als je zuvor.

Gleichzeitig verschiebt sich der Fokus über die Hardware hinaus auf grundlegende Technologien und Standards. Mit HDR Vivid und Audio Vivid etabliert China eigene Bild- und Tonformate, die lizenzfrei sind und bereits breite Unterstützung in Hard- und Software finden. Ergänzend sorgt die CVIA-Lumen-Norm dafür, dass Helligkeitsangaben endlich realistischer und für Verbraucher nachvollziehbarer werden. Damit entstehen Strukturen, die über einzelne Produkte hinausreichen und langfristig den Markt prägen können.

Doch das ist erst der Anfang. Die kommenden Jahre versprechen eine regelrechte Innovationswelle:

  • Dangbei S7 Ultra Max: Dieses 4K-Heimkino-Flaggschiff erreicht bis zu 5800 CVIA-Lumen und nutzt eine dreifarbige RGB-Laserlichtquelle mit hochpräziser Eclipse-Optik und 48 Laser-Dioden. Mit einem nativen Kontrastverhältnis von 8000:1, erweitert durch bis zu 150 000:1 Dynamikkontrast, bietet er Kinoqualität zu Hause. Als erstes Modell seiner Klasse kombiniert er diesen Anspruch mit einer Flüssigkühlung, die das Betriebsgeräusch auf 24 dB senkt.
  • XGIMI RS 20 Ultra Max: Ausgestattet mit einer RGB-Triple-Laserlichtquelle (40 Dioden), liefert dieser native 4K-Projektor herausragende 4500 CVIA-Lumen (ca. 5700 ISO-Lumen) und unterstützt Kinoformate sowie Gaming in einem Gerät. Sein motorisierter PTZ-Aufbau (Pan-Tilt-Zoom) erlaubt flexible Installation – mit Objektivverschiebung, Zoom und verzögerungsarmer Bildanpassung in einem robusten Gehäuse.
  • Hisense L9Q: Dieses Laser-TV-Flaggschiff demonstriert mit 5000 Lumen und einem nativen Kontrast von 5000:1 eindrucksvoll, wie weit chinesische Hersteller die Grenzen konventioneller Wohnzimmerprojektion verschieben können. Durch die Kombination aus Helligkeit, Kontrast und Smart-Funktionalität eröffnet es spannende Perspektiven für riesige und dennoch wohnraumfreundliche Bildwelten.

Diese Modelle stehen sinnbildlich für eine Entwicklung, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Ob MicroLED-Chips, neue LCoS-Ansätze oder weitere Eigenstandards bei Video und Audio – die Innovationskraft wächst, und die Frequenz, mit der neue Highlights erscheinen, nimmt zu.

Ausblick

Wir stehen erst am Beginn einer neuen Ära der Projektion. Statt schrittweiser Verbesserungen erleben wir einen radikalen Sprung: kompaktere Bauformen, höhere Bildqualität, integrierte Smart-Funktionen und neue Standards, die den globalen Markt herausfordern. Für Heimkino-Enthusiasten bedeutet das: In den nächsten Jahren werden die großen Innovationen Schlag auf Schlag folgen – jedes Jahr mit einem weiteren Highlight, das Grenzen verschiebt.

Eines ist jetzt schon klar: Der klassische Projektor wird nicht verdrängt – er erfindet sich neu. Und die treibende Kraft hinter diesem Wandel kommt zu einem großen Teil aus China.

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