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HLG - Das unsichtbare Format, das HDR im Fernsehen möglich macht

HLG – Das unsichtbare Format, das HDR im Fernsehen möglich macht

Als HDR-Formate wie HDR10 und Dolby Vision ihren Weg in die Wohnzimmer fanden, war die Euphorie groß: Endlich realistischere Bilder, mehr Details in hellen und dunklen Bildbereichen, ein Seherlebnis, das näher an das menschliche Auge herankommt. Doch während Streaming-Dienste wie Netflix oder Disney+ sich problemlos auf diese neuen Standards einstellen konnten, stand eine ganze Branche vor einem Dilemma: das lineare Fernsehen, insbesondere Live-TV. Genau hier kommt Hybrid Log-Gamma, kurz HLG, ins Spiel – ein technisches Format, das sich bewusst im Hintergrund hält, aber eine zentrale Rolle für die Verbreitung von HDR im Broadcast-Sektor spielt.

Warum HLG überhaupt entwickelt wurde

HLG wurde von der britischen BBC und dem japanischen Rundfunkanbieter NHK entwickelt, nicht etwa als Konkurrenz zu anderen HDR-Formaten, sondern als Lösung für ein ganz spezifisches Problem: Wie kann man HDR-Inhalte über klassische Rundfunkinfrastruktur übertragen, ohne dabei die Kompatibilität zu bestehenden SDR-Fernsehern zu verlieren oder komplexe Metadaten mitschicken zu müssen? Denn anders als beim Streaming, wo Inhalte on demand gestreamt und dynamische Informationen zum Bild problemlos übermittelt werden können, ist das klassische Fernsehen auf Effizienz, Einfachheit und Echtzeit angewiesen.

Das Problem mit Metadaten im Live-Betrieb

Das Problem war technisch wie wirtschaftlich: HDR10 und Dolby Vision arbeiten mit sogenannten Metadaten, die dem Display Hinweise geben, wie die Helligkeit, Farbräume und Kontraste zu interpretieren sind. Diese Metadaten müssen bei der Produktion erzeugt, beim Mastering gepflegt und bei der Übertragung mitgesendet werden. Das funktioniert gut bei Filmen oder Serien, die zuvor fertig produziert und aufbereitet wurden. Für Live-Inhalte – etwa Sportereignisse, Nachrichten oder große Shows – ist dieser Prozess schlicht zu aufwendig und fehleranfällig.

HLG -  Das unsichtbare Format, das HDR im Fernsehen möglich macht

Die technische Idee hinter Hybrid Log-Gamma

HLG verzichtet deshalb vollständig auf Metadaten. Stattdessen kombiniert es eine traditionelle Gamma-Kurve, wie sie für SDR-Displays üblich ist, mit einer logarithmischen Kurve für die helleren Bildbereiche. Daraus ergibt sich der Name Hybrid Log-Gamma. Diese Kombination erlaubt es, ein einziges Videosignal zu erzeugen, das sowohl auf älteren SDR-Fernsehern korrekt aussieht, als auch auf modernen HDR-Displays das volle Potenzial ausschöpfen kann – ganz ohne Zusatzinformationen. Die Intelligenz liegt in der Art, wie das Signal aufgebaut ist, nicht in zusätzlichen Daten.

HLG -  Das unsichtbare Format, das HDR im Fernsehen möglich macht

Eine Brücke zwischen SDR und HDR

Besonders clever: Ein SDR-Fernseher interpretiert das HLG-Signal einfach als gewöhnliches SDR-Bild mit leicht erhöhtem Kontrast, während ein HDR-fähiges Gerät die logarithmische Kurve erkennt und daraus ein Bild mit erweitertem Dynamikumfang berechnet. So entsteht eine technische Brücke zwischen zwei Welten – ein einziges Signal, das sich dynamisch anpasst, je nachdem, auf welchem Gerät es abgespielt wird. Für die Sender und Hersteller bedeutet das enorme Vorteile. Die Produktionsketten bleiben weitgehend unverändert, bestehende Übertragungswege können weiter genutzt werden, und die Umstellung auf HDR erfordert keine fundamentalen Investitionen in neue Infrastruktur. Genau aus diesem Grund setzen Fernsehanstalten wie BBC, NHK und auch große Sportproduzenten bei HDR-Übertragungen gezielt auf HLG. Es ist robust, effizient und funktioniert – besonders da, wo es schnell gehen muss.

Gleichzeitig wurde HLG mittlerweile auch in der internationalen Norm ITU-R BT.2100 festgeschrieben, was seine Bedeutung als offizieller HDR-Standard unterstreicht. Hersteller von Fernsehern, Kameras und Broadcasting-Equipment haben HLG längst in ihre Geräte integriert. Viele aktuelle 4K- und 8K-Fernseher erkennen das Signal automatisch, ebenso wie professionelle Kamerasysteme, die in Live-Produktionen eingesetzt werden.

HLG -  Das unsichtbare Format, das HDR im Fernsehen möglich macht

Kein Format für die Streaming-Welt – aber das war nie das Ziel

Trotz dieser technischen Stärke fristet HLG in der öffentlichen Wahrnehmung ein Schattendasein – vor allem, weil es im Streaming-Markt kaum sichtbar ist. Dort setzen Plattformen lieber auf HDR10+, das mit dynamischen Metadaten arbeitet, oder auf Dolby Vision, das eine noch feinere Bildsteuerung erlaubt. Diese Formate bieten in kontrollierten Umgebungen – also bei vorproduzierten Inhalten – gewisse Vorteile, etwa bei der Detailwiedergabe in besonders kontrastreichen Szenen. Doch im Broadcast-Umfeld, wo Echtzeit und Kompatibilität zählen, bleibt HLG konkurrenzlos.

Die Zukunft von HLG ist eng mit der Entwicklung des Fernsehens selbst verknüpft. Solange lineares Fernsehen – ob über Kabel, Satellit oder terrestrische Netze – eine Rolle spielt, wird HLG ein entscheidender Bestandteil der HDR-Strategie sein. Vor allem Sportübertragungen, Großveranstaltungen oder Live-Konzerte profitieren davon. Gleichzeitig wird HLG auch als Aufnahmeformat in professionellen Kameras weiter genutzt, da es eine schnelle und flexible Postproduktion erlaubt, ohne aufwendige HDR-Grading-Prozesse.

Fazit: Ein leiser, aber zentraler Standard

Zwar ist nicht zu erwarten, dass HLG Dolby Vision oder HDR10+ im Bereich der Streamingdienste verdrängt. Doch das war auch nie sein Ziel. HLG ist keine Show-Technologie, die mit beeindruckenden Logos oder Lizenzpartnerschaften glänzt. Es ist ein funktionales Format, das leise, aber wirkungsvoll arbeitet – und genau deshalb so wichtig ist. Für die Zukunft bedeutet das: Solange Fernsehen nicht komplett auf Abruf umgestellt wird, bleibt HLG das unsichtbare Rückgrat des modernen HDR-Broadcastings.

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